Planet Cruiser.

Heiß. Heißer. Sudan. Ein Land wie ein Backofen.

26.03.15 – 09.04.15 (Tag 186 – Tag 200)

Nach einer staubigen und holprigen Piste vom Lake Tana erreichen wir gegen 11:45 Uhr den Grenzort Metema. Hoffentlich noch rechtzeitig vor der Mittagsruhe.
Auf der Fahrt vom See zur Grenze in den Sudan sind wir 1000 Höhenmeter hinabgefahren. Die Temperaturanzeige im Auto lässt uns schon erahnen, was uns erwartet.
Als wir die Autotür öffnen, bleibt uns fast die Luft zum Atmen weg. Wir haben das Gefühl, dass wir in einem Backofen gelandet sind.

Zuerst schleppen wir uns um 10 vor 12 zum Zoll. Als der lustlose Beamte zuerst das Carnet de Passage verlangt, aber dann sagt, dass er jetzt bis 9 Uhr Mittagspause hat, bleibt uns erneut kurz die Luft weg. Wir wissen ja, dass in Äthiopien eine andere Uhrzeitangabe herrscht. Mit Sonnenaufgang um 6 Uhr beginnt die Zeitrechnung bei 0. Also ist es um 15:00 Uhr unserer Zeit in Äthiopien 9 Uhr.
Wir versuchen ruhig und freundlich zu bleiben und der Zöllner bequemt sich dann doch noch, unser Carnet abzustempeln. Im Auto lässt er sich dann bei 40 Grad alle auf dem Zolldokument vermerkten Elektronikgeräte genau zeigen, kontrolliert die Fahrgestell- und Motornummer und schaut auch kurz in die Boxen und den Kühlschrank.
Wenigstens geht die Ausreise aus Äthiopien schnell.

Bei der Einreise in den Sudan können wir sowohl beim Erledigen der Zollformalitäten als auch bei der Immigration wenigstens in einem klimatisierten Raum sitzen. Alles in allem geht die Ausreise aus Äthiopien und die Einreise in den Sudan mit rund zwei Stunden noch halbwegs zügig.
Wir wechseln gleich an der Grenze noch am Schwarzmarkt 200 US$ in Sudanesische Pfund (SDG). Wir wissen ja, dass wir nirgendwo im Sudan Geld am Automaten abheben können. In diesem isolierten Land ist seit den US Sanktionen der Gebrauch von Kreditkarten nicht mehr möglich.
In weiser Voraussicht haben wir in Nairobi noch Geld in US$ gewechselt.

Mit US$ kann man im Sudan oftmals bezahlen (z.B. Hotels) oder eben in die Sudanesische Währung wechseln. Auf dem Schwarzmarkt erhält man einen deutlich besseren Kurs als in den Banken. Aktuell bekommt man ca. 9 SDG für 1 US$ (in der Bank nur ca. 6 SDG für 1 US$).

Wir fahren noch bis ca. 17:00 Uhr und beschließen, etwas abseits der Straße hinter ein paar Sträuchern zu campen. Es ist immer noch so unglaublich heiß und man findet so gut wie keinen Schatten. Also verkriechen wir uns mit unserem Tisch in den Schatten des Autos und hoffen, dass es in der Nacht etwas abkühlt.
Als die Sonne untergeht, merken wir schon eine kleine Erleichterung.

SudanIMG_2176Die Temperatur in der Nacht war soweit ok, so dass wir im Dachzelt ganz gut schlafen konnten. Doch schon kurz nach Sonnenaufgang müssen wir mit unserem Kaffee in den Schatten von MUZ flüchten.
Also packen wir recht schnell zusammen und machen uns auf den Weg in die Hauptstadt Khartoum.
Die Strecke dorthin ist einfach nur öde. Die Temperaturanzeige beim Fahren ist ständig um die 48 Grad. Wir sind so froh, dass wir unsere Klimaanlage in Botswana reparieren haben lassen. Es gibt keine Möglichkeit, irgendwo Schatten zu finden, also stoppen wir für eine Mittagspause in einem „Teehaus“, eigentlich eine Art Raststätte. Aber das ist der einzige Ort, an dem man es halbwegs aushalten kann.

Ca. 20 km vor der Hauptstadt bemerken wir, dass unser hinterer rechter Reifen Luft verliert. Da wir ja fast nur Teerstraße gefahren sind, vermuten wir ganz stark, dass wir schon wieder ein Problem mit einer Felge haben. Wir fahren erstmal weiter und hoffen, die Luft entweicht nicht zu schnell.
In Khartoum angekommen, steuern wir das „German Guesthouse“ an. Wir bekommen ein Zimmer für 100 US$ inkl. Vollpension, Getränke und Wäscheservice. Ist zwar nicht wirklich günstig, aber zum Campen gibt es mittlerweile nichts mehr in dieser großen Stadt und so viele andere bezahlbare Hotel-Möglichkeiten auch nicht. Hauptsache, man kann sich in einen klimatisierten Raum zurückziehen.

Und da wir schon mal in Khartoum sind und es Freitag ist, lassen wir uns natürlich nicht die tanzenden und singenden Derwische an dem Hamed-al Nil Mausoleum in Omdurman entgehen. Hamed-al Nil war ein Sufi-Führer und die Anhänger dieser Glaubensrichtung treffen sich jeden Freitagnachmittag an diesem Ort, um zu beten, zu tanzen und zu singen, bis die Sonne untergeht.
Durch das Singen und die rhythmisch dynamischen Bewegungen versetzen sich die Derwische in Trance, was innere Kreisläufe frei setzt, in denen ein hohes Maß an Lebensenergie stimuliert wird.

Es ist ein wahres Spektakel, die Bilder sprechen für sich…bzw. sagt ein kurzes Video mehr über diese besondere Stimmung aus.

SudanIMG_2351 SudanIMG_2347 SudanIMG_2305 SudanIMG_2302 SudanIMG_2297 SudanIMG_2277 SudanIMG_2282 SudanIMG_2269 SudanIMG_2266 SudanIMG_2237Und hier noch ein kurzer Video Clip:

Am Abend ist im German Guesthouse ordentlich was los. Das Gästehaus ist wohl der einzige Ort, an dem es im Sudan „inoffiziell“ Alkohol gibt. Somit kommen abends viele Expats oder NGO Mitarbeiter hier her.

SudanIMG_2831Wir bleiben noch eine zweite Nacht im Gästehaus. Dann machen wir uns auf den Weg Richtung Port Sudan. Rund 200 Kilometer nordöstlich von Khartum in der Nähe des Dorfes Bagrawija liegen die Pyramiden von Meroe. Die überwiegend aus Stein erbauten Pyramiden sind mit einer Höhe von weniger als 30 Metern wesentlich kleiner als die altägyptischen Pyramiden – aber dafür hat man sie fast für sich ganz alleine. Sie dienten den Königinnen, Königen und ranghohen Beamten des Reiches von Kusch in Nubien als Grabstätten. Entstanden sind sie hauptsächlich von ca. 300 v Chr. Bis etwa 300 n. Chr.

Wir suchen uns hier bei den Pyramiden einen schönen Stellplatz zum Übernachten. Jetzt um 16:00 Uhr hat es noch um die 44 Grad. Da hält man es gerade noch im Schatten des Autos aus.

SudanIMG_2368 SudanIMG_2408 SudanIMG_2458 SudanIMG_2430 SudanIMG_2465 SudanIMG_2498In der Nacht hat es zwar knapp unter 30 Grad abgekühlt, aber der extreme Wind, der uns um das Dachzelt geweht hat, lies schon vermuten, dass der Besuch der Pyramiden ein sandiges Erlebnis wird.

SudanIMG_2569 SudanIMG_2518 SudanIMG_2591 SudanIMG_2589Auch auf der weiteren Fahrt Richtung Küste wird der Sandsturm nicht besser. Am Nachmittag finden wir dann doch noch ein einigermaßen windgeschütztes Plätzchen. Hier verbringen wir unsere letzte Nacht im Dachzelt auf unserer großen Reise – begleitet von viel Wind und Sand. So ist es eben in der Wüste.

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Toyota mit 1 ES (Eselstärke)

SudanIMG_2622 SudanIMG_2631 SudanIMG_2665 SudanIMG_2667 SudanIMG_2669Heute, am 31.3.15 erreichen wir mittags Port Sudan, sozusagen die letzte Station für MUZ. Leider sind wir zu früh hier in der Hafenstadt gelandet, da wir MUZ erst am 7.4. zur Verschiffung nach Rotterdam abgeben. Aber im Rest des Landes ist es einfach viel zu heiß. Hier an der Küste lässt es sich bei nur 35 Grad im Schatten besser aushalten.

Somit verbringen wir unsere letzten Tage zwischen Hotelzimmer, Hafenpromenade und Fastfood Laden. Auch einen kleinen Ausflug Richtung Norden an die Küste unternehmen wir. Sonst kann man in Port Sudan nicht wirklich viel unternehmen und wir warten einfach nur, bis wir MUZ in den Container packen können.

SudanIMG_2691 SudanIMG_0027 SudanIMG_0033 SudanIMG_0005 SudanIMG_0038 SudanIMG_0006  SudanIMG_2767 SudanIMG_2753 SudanIMG_2752 SudanIMG_2703 SudanIMG_2717SudanIMG_2730Heute am 07.04. ist es endlich soweit. Für MUZ endet die Reise zumindest mit uns in Afrika. Er hat aber noch seinen Weg über das Rote Meer, den Suez Kanal, das Mittelmeer und den Atlantik bis nach Rotterdam vor sich.
Wir begleiten MUZ noch bis in den Container und sagen: „Bis bald, danke dass du uns so ein treuer Begleiter warst“.

SudanIMG_2805 SudanIMG_2811 SudanIMG_2822 Wir fliegen am Nachmittag mit Nova Airline von Port Sudan nach Khartoum, wo wir noch eine Nacht und einen Tag im German Guesthouse verbringen.

 

FAZIT SUDAN:

Der Sudan ist kein Land mit klassischen Touristen Highlights. Das Schöne an dem Land ist die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Sudanesen.

Der Islam wird hier sehr streng gelebt, das heißt, alle Frauen sind verschleiert (aber nur wenige tragen eine Burka), es wird streng gebetet und Alkohol ist strikt verboten
Dennoch sind die Sudanesen sehr aufgeschlossen, freundlich und quatschen gerne mit einem. Oft wird uns zu gewunken und zugelacht. Auch die Frauen sind sehr offen und herzlich.
Es ist jetzt im April, abgesehen von der Küstenregion bereits so unglaublich heiß im Land, dass man teilweise kaum atmen kann. Und da es fast nur Wüstenvegetation ohne schattenspendende Bäume gibt, ist es tagsüber kaum auszuhalten. Wir wollen gar nicht wissen, wie es erst im Mai und Juni hier ist.

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Heute Nacht (09.04.) um 2:20 Uhr fliegen wir von Khartoum über Istanbul nach München. Somit endet nach 25.986 in Afrika gefahrenen Kilometern unsere Reise mit so vielen Eindrücken, die es jetzt zu verarbeiten gilt.

 

Vielen Dank an euch, die uns hier immer wieder ein Stück auf unserem Weg begleitet und mit vielen netten Kommentaren aus der Heimat versorgt haben.

Und nochmal vielen lieben Dank an die besten Hundesitter der Welt, Mama und Bernd und an unsere beste Freundin Andrea, die uns besucht und auch von zu Hause viel unterstützt hat.

Nach einer Reise ist vor einer Reise.
Oder.
Life is a journey, not a destination.

 

2 Kommentare

  1. Maria & Werner

    Danke für eure Reiseberichte und immer superschönen Fotos! Das werden wir vermissen! Aber, um so mehr freuen wir uns auf eure Rückkehr. Wir wünschen MUZ und euch eine gute Rückreise nach München und hier ein gutes Ankommen in der „rauen Wirklichkeit“ 🙂 Wir sehen uns!

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  2. Renate Doktor-Froben

    Es ist so schön, euch zu begleiten, aber noch schöner ist es, dass ihr heute gut gelandet seid.
    Habe Euren Flug verfolgt und bin froh, dass ihr wieder Münchner Boden unter Euch habt. Danke für Eure tollen Reiseberichte und Fotos. Bis bald und lasst Euch die Weißwürste und Brezn und Weißbier gut schmecken. Liebe Grüße auch an Andrea und auch an sie mein ganz großes Dankeschön. Bis bald Renate,Bernd und Pluto

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