14.01.15 – 16.01.15 (Tag 123 – Tag 126)
Heute fahren wir durch viele kleine ursprüngliche Dörfer nach Musanze (ehemals Ruhengeri) im Nordwesten Ruandas am Fuße der Virunga Vulkane.
Die Virunga Vulkane sind acht Vulkane im Grenzgebiet zwischen Ruanda, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo.
Seitdem die berühmte amerikanische Forscherin Dian Fossey hier 20 Jahre im Wald gelebt und sich ausschließlich der Erforschung der Gorillas gewidmet hat, ist dieses Vulkangebiet mit seinen letzten lebenden Berggorillas in aller Welt bekannt. Hier in Ruanda gibt es noch ca. 320 Berggorillas, die in unterschiedlich großen Gruppen leben. Die Rancher nehmen Ihre Regeln zum Schutz der Gorillas sehr ernst und lassen maximal 8 Besuchern pro Tag pro Gorilla-Gruppe zu. Und die reine „Besuchszeit“ bei der Gorilla Gruppe ist auf exakt eine Stunde begrenzt um die Verhaltensmuster der Gorillas nicht zu verändern.
Wir quartieren uns erst einmal in dem absolut schönen Gästehaus „The Garden House“ ein und freuen uns über die Gesellschaft von drei Hunden der netten Besitzer Elaine und Kavus. Nach dem Abendessen bereiten wir unsere „Ausrüstung“ vor und gehen zeitig schlafen da wir morgen früh aus den Federn müssen.
Heute stehen wir schon aufgeregt um 5:30 Uhr auf, früstücken noch kurz und starten danach zum Stützpunkt des Parc National des Volcans, wo wir um spätestens 7:00 Uhr sein müssen.
Es scheint so, als wäre uns an diesem speziellen Tag der Wettergott besonders positiv gewogen. Bereits bei der Anfahrt zum Headquarter haben wir einen tollen Blick auf die Vulkane.
Derzeit können von Ruanda aus acht habituierte Gorilla Gruppen besucht werden. Je nach aktuellem Aufenthaltsort der Gorillas ist eine Wanderung von 30 min. bis zu 8 Std. nötig.
Wir haben uns vorher schon Gedanken gemacht, welche Gruppe wir gerne besuchen möchten. Ein kurzer Aufstieg zu den Gorillas kommt für uns nicht in Frage, da wir auch den Weg zu Ihnen erleben möchten. Eigentlich würden wir gerne die nicht nur zahlenmäßig am beeindruckendsten, sondern auch am weitesten entfernt lebenden Gruppe – die Susa Gruppe – besuchen.
Als es nach der Registrierung zur Einteilung der Gruppen geht, erfahren wir von den Rangern, dass sich die Susa Gruppe aktuell wohl nicht ganz soweit entfernt auf dem höchsten Vulkan, dem Karisimbi, aufhält. Und als wir feststellen, dass in der Gruppe nur eine weitere Person teilnimmt, beschließen wir, dass wir zur Susa Gruppe wollen.
Um zum Aufstiegspunkt zur Susa Gruppe zu gelangen, ist noch eine Fahrt von rund einer Stunde notwendig. Das letzte Stück hat es schon ganz schön in sich. Es geht steil bergauf über Vulkangestein. Immer begleitet von „MZUNGU“ Rufen der Kinder und bei einer Höhe von ca. 2.600 Metern parken wir.
Um 9:00 Uhr starten wir zusammen mit Doune, einer absolut lieben und interessanten Frau, die im Süd Sudan für UNICEF arbeitet und gerade eine Woche frei hat. Wir merken sehr schnell, dass die Chemie zwischen uns super passt. Sehr schön.
Wir drei beschließen, zwei Träger für unsere Rucksäcke mitzunehmen.
Also geht es endlich los. Vor und hinter uns jeweils bewaffnete Wildhüter, unser Ranger, die beiden Träger und wir drei.
Zunächst wandern wir Terrassenfelder hoch. Schon bald gelangen wir in einen faszinierenden Bambuswald. Es ist eine unglaubliche Stimmung durch dicke, meterhohe Bambusstäbe zu wandern.
Dem Bambuswald folgt ein flechtenbehangener Bergnebelwald. Wir kämpfen uns durch Schlingpflanzen, Lianen, Kletten und Nesseln, die manchmal bissl unangenehm brennen.
Unser Träger schlägt uns mit Macheten immer wieder den Weg etwas frei. Doch bleibt es nach wie vor ein sehr wilder, verwucherter und abenteuerlicher Marsch durch den dichten Regenwald. Wir drei sind total begeistert von dem Trail und machen immer wieder einen Fotostopp. OK, auch zum Luft holen, denn wir merken schon, dass die Luft hier oben immer dünner wird.
Emanuel, der Ranger, hat über Funk erfahren, dass sich die Susa Gruppe weiter den Berg hinauf bewegen. Er meint, es wäre besser, beim Abstieg die Natur zu fotografieren und jetzt zu versuchen, zügig voran zu kommen.
Bereits früh morgens steigen Ranger den anstrengen Trail nach oben und versuchen die Wege der Gorillas vom Vortag nachzuvollziehen und geben per Funk die Position an unseren Ranger durch.
Wir bekommen die Information, dass wir nicht mehr weit von der Gruppe entfernt sind. Wir sind so aufgeregt. Der Ranger erklärt uns, dass wir kurz vor Erreichen der Gorillas die Rucksäcke und unseren Tracking-Stock zurücklassen müssen.
Und plötzlich – nach rund 100 Minuten Marsch – treffen wir auf die Fährtenleser und es heißt, wir sind da, wir haben die Susa Gruppe gefunden.
Mitten im dichten Wald stoßen wir auf eine große helle Lichtung – eine tolle und ganz besondere Stimmung nimmt uns ein. Wir lassen unsere Sachen bei den Trägern zurück und folgen nur mit Kamera „bewaffnet“ gespannt den wirklich bewaffneten Rangern.
Es geht noch einmal um einige Büsche herum und plötzlich sagt Markus mit zittriger Stimme: „Ich sehe einen Gorilla!“
Und da waren wir plötzlich mitten im Regenwald bei der Susa Gruppe. Die Gruppe besteht aus 25 Mitgliedern mit dem mächtigen, 28 Jahre alten Silberrücken „Igisha“. Igisha sitzt direkt vor uns auf einer Lichtung. Wir sind so aufgeregt und total überwältigt. Markus und Doune haben ständig Tränen in den Augen.
Die Rancher fangen an, mit bestimmten Lauten mit dem Silberrücken zu kommunizieren. Sie checken scheinbar ab, in welcher Stimmung er ist. Er scheint uns zu dulden und legt sich wieder faul aufs Ohr. Wir tasten uns weiter vor und stehen auf einmal keine 3 Meter vor dem Silberrücken.
Normalerweise ist ein Abstand von 7 Metern einzuhalten, aber die Ranger schätzen die Situation ein und winken uns näher ran.
Keiner von uns hat zu irgendeinem Zeitpunkt Angst. Ganz im Gegenteil, die Gorillagruppe strahlt eine absolut friedliche und beruhigende Atmosphäre aus. Als dann in dem Moment auch noch die Sonne raus kommt und direkt auf Igisha scheint, kullert dann doch die ein oder andere Träne.
Igisha beschließt nach ca. 30 Minuten, sich zum Fressen in einen Busch zurückzuziehen und wir versuchen, die anderen Mitglieder zu beobachten. Der 4 jährige Urukerereza beobachtet uns immer ganz neugierig.
Zwei kleine haben ihren Spaß und versuchen sich immer gegenseitig um einen Busch herum zu fangen. Als der eine den anderen nicht erreicht, übt der Sieger des Rennens das berüchtige Trommeln auf der Brust. Unbeschreiblich.
Wir sind so überwältigt von den Eindrücken und sind so gefesselt, dass es kaum zu glauben ist, dass die Stunde „Besuchszeit“ schon vorüber ist. Die Ranger nehmen dies sehr genau. Gut so! Jeder von uns verabschiedet sich still auf seine Art und Weise von der Susa Gruppe.
Jetzt geht es wieder den anstrengenden, aber schönen Weg zurück. Aber scheinbar haben wir so viel Adrenalin, dass wir den Abstieg locker meistern. Nach insgesamt 5 Stunden kommen wir wieder unten an und werden hier von einer Menge Kinder rund um MUZ begrüßt.
Zurück im Ort Musanze, gehen wir noch gemeinsam mit Doune einen Kaffee trinken und schwärmen von diesem wunderschönen Tag.
Nach einem tollen Abendessen im „The Garden House“ und interessanten Gesprächen mit Elaine – unserer Gastgeberin – fallen wir überglücklich und total erschöpft ins Bett. Ein absolutes Highlight auf unserer Reise und jeden Dollar wert.
Wir frühstücken noch ausgiebig und lecker im Gästehaus und verlassen dann Musanza. Auf der Fahrt Richtung Grenze nach Uganda legen wir noch einen Stopp beim Lake Ruhondo ein. Hier hat uns Elaine ein nettes Restaurant auf der Halbinsel des Sees empfohlen und uns telefonisch zum Mittagessen angekündigt.
Ein wirklich schöner Ausklang nach tollen Tagen und faszinierenden Eindrücken in Ruanda.
FAZIT RUANDA:
Das kleine Land hat uns sehr gut gefallen. Ruanda ist sehr dicht bevölkert aber dennoch unglaublich sauber. Wären nicht ständig bunt gekleidete Menschen mit allen möglichen Sachen auf dem Kopf auf der Straße, könnte man meinen, man ist in der Schweiz.
Schade, dass es kein Land zum Campen ist und aufgrund der starken Präsenz der Hilfsorganisationen sind die Unterkünfte hier doch sehr teuer.
Was natürlich unser absolutes Highlight war: klar, das Gorilla Tracking.
Alles in allem: das Land der tausend Hügel ist absolut eine Reise wert.
Vielen dank für die eindrucksvollen bilder und berichte Ich habe beim lesen und schauen das gefühl live dabei zu sein. Beneide euch aufrichtig. Gute weiterfahrt und weiterhin so tolle eindrücke Herzliche winterliche grüsse aus perlach von manfred u ilse
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Ich bin so berührt von Eurem Bericht, …unglaublich!!! Ich freue mich so für EUCH :))
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Ich habe beim Anschauen der Bilder Gänsehaut und Tränen in den Augen bekommen, was für eine unglaublich tolle Tour. Ich freue mich so für Euch, dass Ihr das erleben durftet. Liebe Grüße und weiterhin viele tolle Erlebnisse das wünschen Euch Renate, Bernd und natürlich Euer Pluto
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Das freut uns immer sehr, wenn euch unsere Beiträge gefallen und sogar berühren. Aber der Trail zu den Gorillas war wirklich ein ganz besonderes Erlebnis für uns. Aber…. wir vermissen euch auch ganz arg.
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