19.12. – 26.12.14 (Tag 96 – Tag 103)
Bevor wir heute nach Malawi aufbrechen, suchen wir in Chipata noch ein Versicherungsbüro, da wir die Kfz-Versicherung für Malawi nicht unbedingt überteuert an der Grenze kaufen wollen. Nach einigem Suchen und Fragen werden wir auch fündig. Zu unserer Überraschung ist es doch möglich, anders als im Reiseführer beschrieben, die sogenannte Comesa, also eine Versicherung für mehrere Länder, abzuschließen. Normalerweise ist dies seit 2013 nur für Fahrzeuge aus der Südafrikanischen Zollunion möglich. Aber, umso besser. Da wir ja noch einige Länder vor uns haben, schließen wir für umgerechnet ca. 25 € die „Yellow Card“ (Comesa) für die noch vor uns liegenden Länder für drei Monate ab. Blöderweise müssen wir in Malawi Kwatscha bezahlen. Das heißt, nochmal auf zum Geldautomat. Das wiederum bedeutet, Markus steht knapp 45 Min. in der Schlange, in der Hoffnung, auch Geld zu bekommen. Das ist ja nicht immer in Afrika so selbstverständlich. Aber, Gott sei Dank, es klappt.
Danach geht es zum Grenzübergang von Zambia nach Malawi. Die Grenzformalitäten laufen im Großen und Ganzen ganz zügig. Nur die Zollbeamtin bei der Ausreise aus Zambia stellt sich erst ein wenig blöd an, weil ja ihr Kollege bei der Einreise unser Carnet de Passage falsch gestempelt hat. Aber, als wir ein bisschen energischer werden, stempelt sie es dann doch aus. Die Einreise nach Malawi geht super schnell, da wir als Deutsche ja kein Visum brauchen. Alles in Allem sind wir nach knapp einer Stunde in Malawi.
Was uns schon gleich am Schlagbaum auffällt: Wie werden so herzlich mit einem „Welcome to Malawi“ und einem breiten Lächeln gegrüßt. Das ist schon mal ein sehr schöner Start in diesem Land.
Auf dem Weg zu unserem ersten Tagesziel fällt uns sehr schnell auf, dass die Malawier ständig freundlich lachen und immer winken und winken. Das gefällt uns auf Anhieb sehr gut.
Bei der Campsite der Ngala Lodge angekommen, bewölkt sich der Himmel über dem See schon ein wenig. Uns gefällt es trotzdem sehr gut dort, da wir direkt und ganz alleine am See campen können. Da es extrem heiß und schwül ist, öffnen wir unser Überzelt vom Dachzelt.
Wir genießen ein leckeres Abendessen im Restaurant und als wir zurück zu MUZ kommen, sehen wir schon heftige Blitze über dem See. Sicherheitshalber machen wir doch wieder das Überzelt drüber und sichern unseren Einstieg mal wieder mit Heringen.
Die Entscheidung gestern Abend war die richtige, denn in der Nacht ist ein ordentliches Gewitter vom See über uns drüber gezogen. Ein wenig erhellt sich aber heute Morgen schon wieder der Himmel.
Morgen, (21.12.) ist ja Toms Geburtstag. Den würden wir gerne bei der Makuzi Lodge verbringen. Also, auf geht´s, sind ja nur ca. 90 km an der Küste entlang.
Als wir bei der Makuzi Beach Lodge ankommen, sind wir auf Anhieb begeistert. Hier hat sich eine weiße Malawierin vor ca. 21 Jahren ein Grundstück gekauft und sich wahrlich ein Paradies geschaffen
Gleich erfahren wir, dass leider die Campsite belegt ist. Zunächst sind wir ziemlich enttäuscht, entscheiden uns aber dann doch, zwei Nächte dort in einem Chalet zu bleiben, da es uns einfach so gut dort gefällt.
Den Nachmittag verbringen wir mit Plantschen im mindestens 30 Grad warmen Malawisee. Am Nachbarstrand haben die einheimischen Kinder mit uns und wir mit ihnen jede Menge Spaß. Alle möchten unbedingt und immer wieder fotografiert werden.
Beim sehr leckeren Abendessen im Restaurant der Lodge lernen wir ein sehr nettes Paar, Julie und Peter, kennen. Die beiden leben in Hongkong und sind gerade für wahrscheinlich zwei Jahre mit einem vom Feinsten ausgebauten Buschtaxi auf Weltreise. Wir tauschen uns sehr nett aus und merken, dass wir einige Gemeinsamkeiten haben. Sie wollten auch ursprünglich von Deutschland starten, sie haben sich auch 7 Monate für Afrika vorgenommen, sie haben eine ähnliche Route noch vor sich wie wir und …. die beiden haben sogar die gleichen Stühle wie wir.
Heute ist Tom´s Geburtstag. Die Sonne scheint und es ist sehr heiß. Wir starten den Tag mit einem ausgiebigen und leckeren Frühstück mit tollem Blick über den See bis nach Mosambique.
Nach dem Frühstück schauen wir noch bei Julie und Peter vorbei, da sie heute weiterziehen möchten. Wir tauschen Kontaktdaten aus, studieren gemeinsam die Landkarte und plötzlich kommt Julie mit einer Dose aus ihrem Buschtaxi. Man glaubt es kaum. Eine original Wiener Sachertorte aus der Dose für Tom. Eine tolle Überraschung, bei sowas strahlt Tom natürlich über beide Ohren. Danke, Julie und Peter!
Wenn Tom wüsste, dass Markus am Vortag auch einen Schokokuchen in der Küche als Überraschung bestellt hat!
Julie und Peter entscheiden sich spontan, doch noch eine Nacht auf der Makuzi Campsite zu verbringen und werden morgen auf das Nyika Plateau fahren. Sie möchten sich dort bei kühleren Temperaturen in einer Lodge über Weihnachten verwöhnen lassen.
Am Nachmittag bringen die Angestellten die bestellte Kuchenüberraschung und singen Tom noch ein Ständchen.
Den Rest des Tages chillen wir einfach am Strand und lassen den Tag mit einem leckeren Abendessen gemeinsam mit Julie und Peter ausklingen. Da auch die Besitzerin der Makuzi Beach Lodge so vom Nyika Plateau schwärmt, entscheiden wir uns, am nächsten Tag auch „in die Berge“ zu fahren und dort zu campen.
Wir brechen auf in Richtung Nyika PlateauEi und machen einen kurzen Zwischenstopp in der Provinzhauptstadt Mzuzu. Erst ein Spießrutenlauf beim Geldabheben (anscheinend gab es bei den Malawiern Weihnachtsgeld), dann werden wir im Supermarkt mit allerfeinster Weihnachtsmusik berieselt.
Für die Anfahrt auf das Plateau brauchen wir ca. 4 Stunden. Nach den letzten Dörfern geht es über einige Holzbrücken immer weiter in die Höhe. Unser Ziel liegt auf 2.300 m. Nach den heißen Tagen am See, der einem fast wie ein Meer vorkommt, ist es schon eine eigenartige Szenerie. Wie steht es so schön im Reiseführer…..es sieht aus wie im schottischen Hochland. Auch das Wetter ist genauso. trüb, regnerisch und 18° Grad.
Auf der Campsite lernen wir einige nette Leute kennen. Unter anderem ein Pärchen aus der Schweiz, Ramona und Manuel. Die beiden hatten leider am Tag zuvor einen bösen Unfall beim Game Drive. Ihr Landy kam auf der schlammigen Piste seitlich ins Rutschen und hat sich komplett aufs Dach gedreht. Gott sei Dank ist den beiden nichts passiert.
Obwohl wir für 2 Nächte Parkeintritt und Campsite bezahlt haben, beschließen wir am nächsten Morgen, dass wir lieber am See schwitzen als in den Bergen bei Regen frieren.
Also packen wir unsere Sachen zusammen, nachdem unser Dachzelt wieder halbwegs trocken ist.
Auf dem Weg hinab vom Plateau erwischt uns der nächste ordentliche Schauer. Kurz vor uns sind auch Ramona und Manuel gefahren. Nur …. Ihr Landy hat keine Frontscheibe mehr. Wir treffen sie mitten im Regenschauer als sie gerade eine Plane über ihr Auto ziehen. Die beiden tun uns so dermaßen leid. Echt bewundernswert, wie sie die Situation trotzdem tapfer und gut gelaunt meistern.
Wir fahren langsam vor ihnen her und sie folgen uns so gut wie blind mit der Plane anstatt einer Windschutzscheibe. Irgendwie erscheint uns in dem Moment unsere Panne in Puros viel weniger schlimm.
Kurz vor Runphi trennen sich unsere Wege, die beiden müssen ja weiter nach Msuzu in die Werkstatt. Wir fahren ein Stück weiter nördlich die Küste entlang und steuern das Chitimba Camp bei Chilumba an. Plötzlich kommt uns wenige Kilometer vor dem Camp ein gelber VW Bulli mit Münchner Kennzeichen auf der Straße entgegen. Wir denken, Wahnsinn, dass es sowas noch gibt.
Als wir im Chitimba Camp unsere Sachen ausgepackt haben und gemütlich unseren Kaffee trinken, kommt auf einmal der Münchner Bulli auf die Campsite.
Natürlich sagen wir gleich mal „Hallo“ und aus dem „Hallo“ wurde ein netter Ratsch mit Anette und Wolfgang bis spät in die Nacht. Die Besitzerin des Camps wirkt ein wenig unfreundlich und komisch auf uns. Als wir später von ihrem Mann erfahren, dass sie vor 2 Tagen einen bewaffneten Raubüberfall erleben mussten und uns ihr Mann die Schusswunden zeigt, wissen wir auch, warum sie etwas seltsam war. Trotz Wachmännern auf dem Camp ist es schon ein etwas komisches Gefühl für uns.
Da uns der Strand und auch die Anlange von Chitimba nicht so zusagt, beschließen wir am nächsten Tag, uns ein anderes Camp anzusehen. Nur wenige Kilometer entfernt liegt das King´s Highway Restcamp. Anette und Wolfang haben sich das Camp schon tags zuvor angesehen. Da es dort kein Restaurant oder Bar gibt, wollten sie alleine dort nicht bleiben.
Wir vereinbaren, wenn wir in einer Stunde nicht zurück sind, dann bleiben wir dort und sie kommen nach. Anette bittet mich noch, „Guthaben“ für meine SIM Karte zu kaufen, denn sie würde gerne zu Weihnachten ein paar Telefonate führen. Kein Thema, ich kaufe in einer Bude Guthaben für 10.000 MK (entspricht etwa 17 Euro). Erst als ich die Rubbelkarten in der Hand habe, wird mir klar, dass ich da eine Weile beschäftigt bin. Denn leider gab es in der Bude nur kleine Beträge.
Auf dem King´s Highway Restcamp angekommen, gefällt es uns dort auf Anhieb sehr gut. Traumhafter Strand, tolle sanitäre Anlagen, wir sind ganz alleine. Wir beschießen also, hier zu bleiben.
Schon ca. 30 Min. später rollen Anette und Wolfang in ihrem Traum-Bulli an.
Wir richten uns ein und genießen den Nachmittag. OK, Markus ist ordentlich beschäftigt, 120 Karten frei zu rubbeln und 120 Codes ins Handy einzugeben. Aber was tut man nicht alles, um seine Lieben an Weihnachten anrufen zu können.
Am Abend, heute ist ja „Heiligabend“, gibt es nach guter alter Tradition Wüschtl mit Kartoffelsalat. Anders als zu Hause kommen die Würschtl vom Grill und wir sitzen noch bis nach Mitternacht bei 30 ° Grad draußen und genießen das Wetterleuchten um uns rum. Ein wirklich sehr schöner Heiligabend mit Anette und Wolfgang.
Leider waren die Nacht und der Morgen weniger schön. Bis spät in die Nacht werden wir durch laute Musik beschallt. Wir haben den Eindruck, dass irgendjemand auf der anderen Straßenseite bewusst dem Camp schaden will. Die Krönung jedoch ist, als wir um ca. 5:30 Uhr mit voller Dröhnung mit der Weihnachtsgeschichte (soweit man einzelne Brocken erahnen konnte) beschallt werden und uns danach eine Melodie in Dauerschleife direkt ins Dachzelt schallt. Das war schon fast Körperverletzung und genervt stehen wir auf. Kurz überlegen wir, ob wir nicht sofort weiterzeihen, hoffen aber, dass es ruhiger wird.
Tagsüber ein wenig Musik ist ja nicht verkehrt. Also, frühstücken wir lecker gemeinsam und verbringen auch noch den ersten Weihnachtsfeiertag mit Anette und Wolfgang auf dem Camp.
Gott sei Dank ist am Abend die Musik nicht mehr so laut wie am Vorabend und wir können besser schlafen. Auch am Morgen werden wir erst gegen 7:00 Uhr beschallt.
Eigentlich wären wir gerne noch länger geblieben, da der Platz wirklich wunderschön gelegen ist. Aber die ständige Musikberieselung ist dann doch ein Grund, weiter zu ziehen.
Wir tauschen noch die Kontaktdaten aus und nach einer herzlichen Verabschiedung trennen sich unsere Wege. Anette und Wolfgang reisen in südliche Richtung weiter und für uns heißt es: auf nach Tansania!
Mittlerweile gefahrene Kilometer: 14.300
Fazit Malawi:
Für uns war es das erste Mal, Malawi zu bereisen. Das relativ kleine Land kann zwar nicht mit so großartigen Nationalparks wie die angrenzenden Länder mithalten. Dafür begeistert uns die Menschen Malawis umso mehr. Obwohl die Bevölkerung sehr arm ist, haben die Menschen ständig ein herzliches Lächeln im Gesicht. Der Malawisee hat uns sehr gut gefallen und war eine tolle Gelegenheit, die Seele baumeln zu lassen. Aber was uns definitiv an Malawi am meisten in Erinnerung bleiben wird, ist die Freundlichkeit, Herzlichkeit und Offenheit der Menschen.
Und …. Wir haben sehr nette Traveller kennengelernt. Vielleicht treffen wir die ein oder anderen nochmal auf unserer weiteren Reise.
Landy oder Bulli? … am besten beide 😉
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Bei solch tollen Bildern bekommen wir auch Fernweh, ganz liebe Menschen, die so glücklich dreinschaun, da kann sich so manch einer bei uns ein Beispiel nehmen. Weiterhin gute Fahrt und liebe Grüße von den 3 Erlstätter. Gottseidank, bei uns ist das große Schneeschippen (zu zweit 3 Stunden) im Moment vorbei, aber alles geht vorüber!
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